Lumen Fidei - page 53

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Wunsch geht die christliche Theologie hervor.
Es ist also klar, dass Theologie ohne Glauben
unmöglich ist und dass sie zur Bewegung des
Glaubens selbst gehört, der die Selbstoffenba-
rung Gottes, die im Geheimnis Christi gipfelte,
tiefer zu verstehen sucht. Die erste Konsequenz
besteht darin, dass in der Theologie nicht nur die
Vernunft bemüht wird, um zu erforschen und
zu erkennen wie in den experimentellen Wissen-
schaften. Gott kann nicht auf einen Gegenstand
reduziert werden. Er ist der Handelnde, der sich
zu erkennen gibt und sich zeigt in der Beziehung
von Person zu Person. Der rechte Glaube rich-
tet die Vernunft daraufhin aus, dass sie sich dem
Licht öffnet, das von Gott kommt, damit sie, von
der Liebe zur Wahrheit geleitet, Gott in tieferer
Weise erkennen kann. Die großen mittelalterli-
chen Lehrmeister und Theologen haben darauf
hingewiesen, dass die Theologie als Wissenschaft
des Glaubens Teilhabe am Wissen ist, das Gott
von sich selbst hat. Die Theologie ist also nicht
nur das Wort über Gott, sondern besteht vor al-
lem darin, das Wort aufzunehmen und tiefer zu
verstehen suchen, das Gott an uns richtet, das
Wort, das Gott über sich selber äußert, denn er
ist ein ewiger Dialog der Gemeinschaft und ge-
währt dem Menschen, ins Innere dieses Dialogs
einzutreten.
33
Zur Theologie gehören daher die
33
 Vgl. B
onaventura
,
Breviloquium, Prol.
: Opera Omnia,
V, Quaracchi 1891, 201;
In I Sent., proem, q. 1,
resp.: Opera Om-
nia, I, Quaracchi 1891, 7; T
homas
von
A
quin
,
Summa Theologiae
I, q. 1.
1...,43,44,45,46,47,48,49,50,51,52 54,55,56,57,58,59,60,61,62,63,...96
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