Lumen Fidei - page 47

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nahm das Buch mit den Briefen des heiligen
Paulus und blieb beim dreizehnten Kapitel des
Römerbriefes stehen.
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So erschien der persönli-
che Gott der Bibel, der fähig ist, zum Menschen
zu sprechen und herabzusteigen, um mit ihm zu
leben, sowie seinen Weg in der Geschichte zu be-
gleiten, indem er sich in der Zeit des Hörens und
der Antwort zeigt.
Und doch hat diese Begegnung mit dem
Gott des Wortes den heiligen Augustinus nicht
dazu gebracht, das Licht und das Sehen abzuleh-
nen. Immer geleitet durch die Offenbarung der
Liebe Gottes in Jesus, hat er beide Aspekte inte-
griert. Und so hat er eine Philosophie des Lich-
tes entwickelt, die in sich die dem Wort eigene
Gegenseitigkeit aufnimmt und einen Raum öff-
net für die Freiheit, den Blick auf das Licht zu
richten. Wie dem Wort eine freie Antwort ent-
spricht, so findet das Licht als Antwort ein Bild,
das es widerspiegelt. Indem er Hören und Sehen
einander zuordnet, kann der heilige Augustinus
also Bezug nehmen auf »das Wort, das im In-
nern des Menschen leuchtet«.
29
Auf diese Weise
wird das Licht sozusagen das Licht eines Wortes,
weil es das Licht eines persönlichen Antlitzes ist,
ein Licht, das uns, indem es uns erleuchtet, ruft
und sich in unserem Gesicht widerspiegeln will,
um aus unserem Innern heraus zu leuchten. Im
Ãœbrigen bleibt der Wunsch nach der Schau des
28
 Vgl.
Confessiones
VIII,12,29:
PL
32, 762.
29
De Trinitate
XV,11,20:
PL
42, 1071: «V
erbum quod intus
lucet»
.
1...,37,38,39,40,41,42,43,44,45,46 48,49,50,51,52,53,54,55,56,57,...96
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