Lumen Fidei - page 51

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Stern von der Geduld Gottes mit unseren Au-
gen, die sich an seinen Glanz gewöhnen müssen.
Der religiöse Mensch ist unterwegs und muss
bereit sein, sich führen zu lassen, aus sich her-
auszugehen, um den Gott zu finden, der immer
überrascht. Diese Rücksicht Gottes gegenüber
unseren Augen zeigt uns, dass das menschliche
Licht, wenn der Mensch sich ihm nähert, sich
nicht in der blendend hellen Unendlichkeit Got-
tes auflöst, als sei es ein imMorgengrauen verblas-
sender Stern, sondern um so strahlender wird, je
näher es dem ursprünglichen Feuer kommt, wie
der Spiegel, der den Glanz reflektiert. Das christ-
liche Bekenntnis von Jesus als einzigem Retter
besagt, dass das ganze Licht Gottes sich in ihm,
in seinem „gelichteten Leben“ konzentriert hat,
in welchem sich der Anfang und das Ende der
Geschichte enthüllen.
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Es gibt keine mensch-
liche Erfahrung, keinen Weg des Menschen zu
Gott, der von diesem Licht nicht aufgenommen,
erleuchtet und geläutert werden könnte. Je mehr
der Christ in den offenen Lichtkegel Christi ein-
dringt, umso fähiger wird er, den Weg eines jeden
Menschen zu Gott zu verstehen und zu begleiten.
Da der Glaube sich als Weg gestaltet, betrifft
er auch das Leben der Menschen, die zwar nicht
glauben, aber gerne glauben möchten und unauf-
hörlich auf der Suche sind. In dem Maß, in dem
sie sich mit aufrichtigem Herzen der Liebe öff-
31
 Vgl. K
ongregation
für
die
G
laubenslehre
, Erklä-
rung
Dominus Iesus
(6. August 2000), 15:
AAS
92 (2000), 756.
1...,41,42,43,44,45,46,47,48,49,50 52,53,54,55,56,57,58,59,60,61,...96
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