Lumen Fidei - page 61

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41. Die Weitergabe des Glaubens erfolgt an ers-
ter Stelle durch die Taufe. Es könnte scheinen,
dass die Taufe nur eine Gelegenheit sei, um das
Bekenntnis des Glaubens zu versinnbildlichen,
eine pädagogische Handlung für den, der Bilder
und Gesten braucht, von denen man aber im
Grunde absehen könnte. Ein Wort des heiligen
Paulus bezüglich der Taufe erinnert uns daran,
dass es nicht so ist. Er sagt: »Wir wurden mit ihm
begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie
Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von
den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir
als neue Menschen leben« (
Röm
6,4). In der Tau-
fe werden wir zu einer neuen Schöpfung und zu
Söhnen und Töchtern Gottes. Der Apostel sagt
dann, dass der Christ einer „Gestalt der Lehre“
(
typos didachés
) übergeben wurde, der er von Her-
zen gehorcht (vgl.
Röm
6,17). In der Taufe erhält
der Mensch auch eine zu bekennende Lehre und
eine konkrete Lebensform, welche die Einbe-
ziehung seiner ganzen Person erfordert und ihn
auf den Weg zum Guten bringt. Er wird in einen
neuen Bereich überführt, einem neuen Umfeld
übergeben, einer neuen Weise des gemeinschaft-
lichen Handelns in der Kirche. So erinnert uns
die Taufe daran, dass der Glaube nicht Werk
eines Einzelwesens ist, nicht eine Tat, die der
Mensch allein im Vertrauen auf seine eigenen
Kräfte vollbringen kann, sondern dass er emp-
fangen werden muss, und zwar mit dem Eintritt
in die kirchliche Gemeinschaft, die das Geschenk
Gottes weitergibt: Niemand tauft sich selber, so
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